Viel Feind, viel Ehr‘ könnte man sagen angesichts der zahlreichen kartellrechtlichen Verfahren, die derzeit gegen den Internetriesen Google laufen. Sowohl in den USA als auch in Europa betrachten Kartellwächter (und auch Datenschützer) das Treiben von Google mit Argusaugen. Kein Wunder, mit über 70% bearbeiteten Suchanfragen in Amerika und weit über 80% in Europa regiert Google den Suchmaschinenmarkt fast nach Belieben. Und immer neue Features sollen dafür sorgen, dass dies auch so bleibt.
Genauer gesagt geht Google nun seit einiger Zeit daran, User länger auf seinen eigenen Dienste-Seiten zu halten. Dass das nicht jedem passt, ist klar. Vor allem die großen Verlagshäuser in Europa stöhnen unter der Vormachtstellung und wollen sich durch Google-Dienste nicht auch noch das – sowieso noch sehr überschaubare – Onlinegeschäft (sprich, Werbung) wegschnappen lassen.
Der Reihe nach: durch den kollabierenden Zeitschriften- und Zeitungsmarkt, sind die altehrwürdigen Verlage nun gezwungen nach alternativen Geschäftsmodellen Ausschau zu halten. Sie drängen also allesamt massiv ins Internet und suchen ihr Heil im Onlinebusiness. Ihr Kapital: ausreichend qualitativ hochwertige Inhalte, die sie nun durch ihre Onlineredaktionen nutzen wollen um damit am Werbekuchen mitzunaschen.
Google vs. Print – Einigung im Kartellstreit?
Doch mittels spezieller Dienste wie Google News, der aktualisierten Bildersuche und zuletzt dem Google Knowledge Graph untergräbt der Internetgigant die Ambitionen der Printverlage massiv. Und das schaut – etwa beim neusten Feature, dem Google Knowledge Graph – vereinfacht gesprochen so aus: Google nimmt Inhalte fremder Seiten, bereitet sie hübsch auf und bettet sie im Google-Style auf der eigenen Seite ein. Damit sieht die Information oberflächlich betrachtet aus wie eine Leistung von Google. Ist es aber nicht. Fazit: ein großer Teil der Suchenden wird bereits mit diesen gelieferten Infos zufrieden sind und gar nicht auf die Website von der die Informationen stammen weiterklicken. Damit werden User länger bei Google gehalten, jene Seiten, die tatsächlichen den Inhalt zur Verfügung stellen, schauen durch die Finger.
Die EU-Wettbewerbskommission verdächtigt das Unternehmen außerdem seine Vormachtstellung im Suchmaschinengeschäft zu missbrauchen. Die Kartellwächter gehen der Anschuldigung der Zeitungsverlage nach, der Suchmaschinengigant reihe bei den Anzeigen von Suchergebnissen eigene Dienste vor Angeboten von Wettbewerbern und benachteilige damit. Während Google in den USA in Sachen Konkurrenzbenachteiligung bei einem Wettbewerbsverfahren glimpflich davon gekommen ist, musste der Konzern im Streit mit der EU konkrete Zugeständnisse machen. Die von Brüssel gesetzte Frist, die am 31. Jänner 2013 endete wurde damit eingehalten, nun wird verhandelt.
Die Position der Verlagshäuser lautet: Internetdienste sollen den Output von Presseverlagen lizensieren. Bei diesem Leistungsschutz handelt es sich de facto um eine Art Presseförderung, die vom wirtschaftlich erfolgreichen Internetunternehmen entrichtet werden soll. Bei genauer Betrachtung doch ein eher absurdes Ansinnen, denn lange Zeit profitierten (und profitieren noch) diese Medien von der Verlinkung in Google. Würde der Konzern damit aufhören, hätte das dramatische Folgen für die Zugriffszahlen der Onlinemedien. Wer einmal aus dem Google-Index geflogen ist, existiert im Netz für den Großteil der User nicht mehr – so gesehen sollte Google eher Verbündeter denn Gegner sein. Google braucht die Inhalte, die Seitenbetreiber brauchen Google – die Frage ist, ob bei dieser symbiotischen Beziehung nicht ein Teil den anderen übervorteilt.
Ralph Bremer von Google Deutschland formulierte es so: „Wer dem Zeitungsjournalismus wirklich helfen will, sollte gute Geschäftsmodelle entwickeln, nicht schlechte Gesetze.“ Das klingt einleuchtend, wie sich allerdings die tausenden „kleinen“ Webportale und Onlineplattformen aus dem Würgegriff und der Abhängikeit von Google befreien können, ist eine andere Frage.